Winzendorf (Winzendorf-Muthmannsdorf)


Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf

Ortsgeschichte

Der Ort Winzendorf, der seit 1969 gemeinsam mit Muthmannsdorf die Marktgemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf bildet, liegt am Fuße der Fischauer Vorberge am Nordwestrand des Steinfeldes. Das Gebiet ist seit urgeschichtlicher Zeit bewohnt. Im benachbarten Muthmannsdorf wurde der einzige bedeutende Dinosaurier-Fund (Struthiosaurus Austriacus) in Österreich gemacht; der Struthi, lebte hier vor rund 70 Millionen Jahren in der Kreidezeit. In der Römerzeit waren die Orte in ein dichtes Straßennetz eingewoben. Ort- und Flurnamen deuten auf slawische und bayrische Siedler.

Der Ortsname, der urkundlich 1157/63 erstmals als winsendorf aufscheint, geht vermutlich auf den althochdeutschen Namen winzo zurück. 1287 nannte sich ein Swethart nach Winzendorf. Vielleicht schon im 13. Jahrhundert, sicher aber ab dem 14. Jahrhundert besaß die Familie Teufel hier Besitzrechte. 1377 tätigten sie die Stiftung einer Wochenmesse für die capella beatae virginis Mariae in Winssendarff. Daneben gab es Untertanen des „Stubenbergischen Lehens“ (Lehensbrief von 1422). Die ehemalige Pfarrkirche, heute Filialkirche Maria Himmelfahrt im südlichen Ortsteil gelegen, wurde als herrschaftliche Pfarre im 14. Jahrhundert gegründet. Grabungen wiesen den Bestand eines Sakralbaues aus dem dritten Drittel des 13. Jahrhunderts nach: eine Saalkirche mit gerade abgeschlossenen Chor. Vermutlich handelte es sich dabei um eine Burg- und Herrschaftskapelle, die in Verbindung mit einem Herrschaftshof stand. Im 15. Jahrhundert erfolgte dann ein Umbau. Die noch deutlich erkennbare Befestigung der Kirche (Schießscharten im Dachgeschoß, Gusserker-Kragsteine am Ostgiebel) entstand vermutlich in Zusammenhang mit dem drohenden Einfall der Osmanen im 16. Jahrhundert. Während der Reformation wurde die Pfarre aufgelassen und eine Filiale von St. Egyden am Steinfeld. Ab 1544 wurde die Kirche zu einer Grablege für die protestantischen Freiherren von Teufel umgebaut. Grüfte wurden angelegt und Epitaphien aufgestellt, besonders bemerkenswert der Epitaph für Susanne Teufel, der Erbtochter des Johann von Weisspriach (1590). 1678 erwarb Hans Friedrich Brassican den Ort. In den folgenden Jahrzehnten hatte der Ort schwer unter der Pest (1680) und den zweiten Einfall der Osmanen (1683) zu leiden.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Winzendorf nur 19 Häuser. Diese Situation änderte sich in der Folge mit der beginnenden Industrialisierung. Neben dem Frauenbach errichtete Carl Fruhmann 1842 eine Furnierschneidemühle. Das zweite Unternehmen war das Kalkwerk Curti, das den nahen Kalksteinbruch nutzte. Da Winzendorf verkehrstechnisch günstiger gelegen war, ließ Alexander Curti die Muthmannsdorfer Zementfabrik 1874 schließen und nützte alle Ressourcen zum Ausbau der Fabrik in Winzendorf. Ein zweiter wichtiger Erwerbszweig für die Bevölkerung war die benachbarte Urschendorfer Spitzenfabrik. Gegen Ende des Jahrhunderts kam der Fremdenverkehr hinzu. Am 14. April 1897 wurde die Strecke Wiener Neustadt-Puchberg eröffnet. Seit dem 25. September 1897 verkehrte von Puchberg aus die Zahnradbahn auf den Hochschneeberg. Während des Ersten Weltkriegs errichtete die Wiener Zündmaschinenfabrik ein Zweigwerk in Winzendorf.

Durch die Kampfhandlungen in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs wurden in Winzendorf 32 Häuser ein Raub der Flammen. Es folgten Jahre des Wiederaufbaus. 1969 erfolgte der kommunale Zusammenschluss der Gemeinden Winzendorf und Muthmannsdorf.  In Würdigung der gemeinsam umgesetzten Projekte und Maßnahmen wurde 1976 dem Antrag auf Erhebung in den Rang einer Marktgemeinde stattgegeben. Die Feierlichkeiten dazu fanden am 19. Mai 1977 statt. Mit Bescheid vom 24. Februar 1976 verlieh die NÖ Landesregierung der Gemeinde Winzendorf-Muthmannsdorf ein Marktwappen: Ein schrägrechts geteilter Schild, in Rot ein silbernes Hifthorn mit grüner Schnur, in Blau ein silberner Eimer. Die Gemeindefarben Rot-Blau wurden genehmigt. Die Marktgemeinde besteht heute aus den Orten Emmerberg, Muthmannsdorf und Winzendorf.

Seit 1993 finden im stillgelegten Kalksteinbruch Winzendorf jährlich die Karl-May-Festspiele statt.